Schiedsrichterin Nadine Reichmuth im Gespräch

«Im ersten Spiel musste ich einen Penalty pfeifen» Mit 19 hängte Nadine Reichmuth die Fussballschuhe an den Nagel und wurde Schiedsrichterin. Nach sieben Jahren, ein paar hundert Spielen und etlichen internationalen Einsätzen macht sie dies noch immer voller Enthusiasmus.

Seit 2015 ist Nadine Reichmuth Schiedsrichterin beim FCRJ. Auch im siebten Jahr ist die 27-Jährige noch voller Enthusiasmus: «Ich habe bis heute noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und könnte mir momentan ein Leben ohne das «Pfeiffen» nicht vorstellen.» Was sie in ihrer Karriere schon erlebt hat, welches ihre bisherigen Highlights waren und wieso sie auch heute noch von Ihrem Hobby schwärmt, davon erzählt Nadine Reichmuth im Fussball-Talk.

Nadine Reichmuth, du bist mittlerweile mehr als sechs Jahre Schiedsrichterin beim FCRJ und hattest bei den Frauen bereits internationale Einsätze. Erzähl uns davon.
Mein erster internationaler Einsatz als vierte Offizielle war im Spiel Schweiz gegen Schottland. Bei den Frauen darf der vierte Offizielle aus dem eigenen Land kommen. Das war für mich sehr eindrücklich, die eigene Nationalhymne zu hören. Das war vor vier Jahren, es kamen weitere internationale Einsätze dazu, aber das Highlight war sicher das Aufgebot als Assistentin im  Champions League Spiel Breidablik gegen Real Madrid.

Als du dich entschieden hast, Schiedsrichterin zu werden, hast du sicher nicht gedacht, einmal bei einem Champions League Spiel zum Einsatz zu kommen.
Das stimmt. Es scheint, dass ich meine Arbeit gar nicht so schlecht mache (lacht). 

Eine solche Ehre kommt ja nicht von heute auf morgen. Wie sieht dein bisheriger Weg als Schiedsrichterin aus?
Mein erstes Spiel war bei den C-Junioren, dann folgten Spiele in der 5. Liga und so ging es Stufe um Stufe weiter nach oben. Ich bin dann in die Talentgruppe Ostschweiz nominiert worden, und zudem für das Programm für die Frauenförderung, das von der Spitzenschiedsrichterin Esther Staubli geleitet wird. Dort werden wir auf sehr hohem Niveau ausgebildet und können uns auch sehr gut vernetzen. 

Welche Spiele leitest du zurzeit? 
Ich pfeife bei den Männern in der 2. Liga und bin als Assistentin in der 2. Liga Interregional im Einsatz. Bei den Frauen kann ich bis zur NLA pfeifen.

Was hat dich damals überhaupt bewegt, Schiedsrichterin zu werden?
Das passierte auf Umwegen. Ich spielte selber Fussball, merkte aber, dass es mir nicht mehr so viel Freude bereitete. Ich sah mich nach einer anderen Tätigkeit im Fussball um und besuchte in der Folge einen Vortrag über den Kinderfussballeiter. Obwohl ich mich dann dort gemeldet hatte, bekam ich nie ein Aufgebot. Dann habe ich über das Schiedsrichterwesen informiert und mich entschieden, den Lehrgang «Schiedsrichter» zu absolvieren.

Erinnerst du dich noch an dein erstes Spiel als Schiedsrichterin?
Das war in Ebnat Kappel und ich erinnere mich, ich war unheimlich nervös. Und stellen Sie sich vor, keine fünf Minuten waren im Spiel vergangen, da musste ich schon einen Penalty pfeifen. 

Und war es auch einer?
Ich glaube schon, der verursachende Spieler hat auf alle Fälle nichts gesagt (lacht herzlich). Aber das Spiel ging sehr gut über die Bühne. Und jetzt kommt das Unglaubliche: Mein erstes 5.Liga Spiel war auch in Ebnat Kappel – und auch da gab es nach fünf Minuten einen Penalty.

In welcher Liga bei den Männern pfeifst du heute? 
Ich pfeife bei den Männern in der 2. Liga Männer und komme als Assistentin in der 2. Liga interregional zum Einsatz – bei den Frauen bis zu NLA.

Wenn du ein 2. Liga Männerspiel leitest, fühlst du dich anderes behandelt als deine männlichen Schiedsrichterkollegen? 
Ich glaube nicht. In der Zwischenzeit hat man sich daran gewöhnt, dass eine Frau eine Partie leitet. Ich glaube aber, als Frau muss man mehr leisten, weil man mehr «unter Beobachtung» steht. Aber bis anhin habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. 

Was fasziniert dich dermassen an deinem Hobby?
Jeder Einsatz ist ein neues Abenteuer. Man kommt immer wieder an neue Orte, man lernt sehr viele Leute kennen. Jedes Spiel ist anders, stellt einem vor neue Herausforderungen und man erlebt sehr viel – das ist für die Weiterentwicklung der Persönlichkeit ….

Wieso ist es so schwer für die Vereine, Schiedsrichterinnen oder Schiedsrichter zu finden?
Viele haben Angst, auf dem Platz schlecht Erfahrungen zu machen. Darüber liest man ja auch ab und zu in der Presse. Ich habe in den nun fast sieben Jahre noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Und eines muss man sich immer vor Augen führen: Wenn jemand den Entscheid eines Schiedsrichters nicht akzeptiert und reklamiert, dann ist diese Person «hässig» auf den Schiedsrichter und nicht auf die Person, die im Tenü steckt. 

Dann kannst du nur die besten Empfehlung abgeben, es doch auch mal zu versuchen, und sich beim FCRJ zu melden.
Ja, unbedingt. Es macht mir nach wie vor unheimlich Freude und ich empfinde eine grosse Freude, Schiedsrichterin zu sein. Ich kann es jedem nur empfehlen, diesen Schritt auch zu wagen, den Grundkurs zu absolvieren und dann eigene Erfahrungen zu sammeln. Ich bin nun im siebten Jahr und erlebe noch immer eine grosse Leidenschaft für mein Hobby.

Quelle: FC Rapperswil Jona Lakers

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